Bis vor einiger Zeit erledigten Doris und Philipp Galliker vieles mit zwei Autos. Nach zwei Kindern, einem Umzug und beruflichen Veränderungen stellten sie jedoch ihr bisheriges Mobilitätsverhalten in Frage. Was kann man ändern, um Geld zu sparen und klimaneutraler unterwegs zu sein?
Als grösste Herausforderung bezeichnen Doris und Philipp die Wochenplanung: «Für uns muss ein unkompliziertes von A nach B kommen weiterhin gewährleistet sein.» In ihre Überlegungen wurde auch die externe Kinderbetreuung durch Grossmamis und Kita miteinbezogen. Auch das aktive Freizeitleben – Sport im Kung Fu Verein sowie das Treffen von Freunden – sollte weiterhin möglich sein. Ein weiterer Aspekt ist die Ränggloch-Sperrung ab nächstem Frühling: Die Familie Galliker lebt in Malters.
Die vierköpfige Familie Koller lebt auf dem Land. Ihr Verhältnis zur Mobilität beschreiben sie so: «Da unser Dorf nicht sehr gut mit dem öV erschlossen ist, sind wir auf ein Auto angewiesen. Uns ist aber die Natur sehr wichtig. Deshalb versuchen wir, so oft wie möglich mit dem öV unterwegs zu sein.»
Nachdem sie im letzten Sommer Südengland fast komplett mit dem öV bereisten, will die Familie Koller diesen Sommer noch eine Etappe anhängen: Es geht nämlich auf eine Reise nach Schottland – mit dem öV. Das geschieht aus ökologischer Überzeugung und aus Freude, etwas Neues auszuprobieren. Ein weiterer Vorteil, wenn man so unterwegs ist: Die Versuchung, zu viel Material mitzuschleppen, wird definitiv kleiner.
Die Zugfahrten gefallen der Familie Koller ganz besonders. Sie nutzen die Zeit um Spiele zu spielen oder einfach die Landschaft zu geniessen. «So können wir alle während der Fahrt aus dem Fenster schauen», meinen die Eltern Michael und Daniela Koller. Zudem haben sie auf diese Weise schon sehr viele hilfsbereite Menschen getroffen. Die Offenheit der Leute hat ihnen zahlreiche schöne Begegnungen beschert.
Toni Bischof reiste schon immer leidenschaftlich gerne. Seit 30 Jahren wohnt und arbeitet der gebürtige Toggenburger im «Blickfeld» Horw, einer Einrichtung des Blinden-Fürsorge-Vereins Innerschweiz. Mit seiner Sehbeeinträchtigung beweist Toni tagtäglich, dass aktive Mobilität keine Grenzen kennt.
Wenn er nicht gerade zu Fuss unterwegs ist, reist er mit Zug – manchmal gar mit dem Schiff – quer durch die Schweiz. Dank seines GAs ist er stets mobil und nutzt die Flexibilität des Zugreisens auch gerne spontan.
Paraplegie, berufliche Reintegration und ein Umzug nach Nottwil – viel veränderte sich in den letzten zwei Jahren für Livio Lorenz. Dies hat natürlich auch sein Mobilitätsverhalten beeinflusst. Um in der Freizeit mit seiner Freundin etwas zu unternehmen oder die Familie zu besuchen, setzt er am liebsten auf den Zug. Livio schätzt es, dass die meisten Züge gut zugänglich sind und ein Rollstuhlabteil haben. Um mobiler zu sein, nutzt er ein Vorspanngerät für den Rollstuhl, welches er überallhin mitnehmen kann – sei es in den öV oder auf dem Trottoir.
Mit dem Auto unterwegs zu sein, erscheint ihm momentan zu wenig praktisch. «Natürlich wäre ich da nicht an den Fahrplan gebunden, aber das Auto müsste zuerst umgebaut werden, ich müsste einen Parkplatz suchen und mich von da aus weiterbewegen.»
Benjamin Häfliger – Podcast-Hörer, Maskenliebhaber und Mitarbeiter im Bereich Politik und Strategie beim Kanton Luzern – ist vor kurzem Vater geworden. In seiner Freizeit ist er daher aktuell viel zu Fuss mit dem Kinderwagen unterwegs. Für den Arbeitsweg von St. Niklausen nach Luzern bevorzugt er jahreszeitabhängig jenes Transportmittel, das ihn am schnellsten und bequemsten von A nach B bringt. Beruflich fährt Benjamin folglich im Winter mit dem Bus zur Arbeit, ansonsten kommen der Roller und das Velo zum Einsatz.
Die Aktion «bike to work» hat ihn motiviert, aus seinen Gewohnheiten auszubrechen: «Ich habe mein Velo flottgemacht und bin nun wieder primär mit diesen zwei Rädern unterwegs, statt mit dem Roller.» Benjamin schätzt es an einem sonnigen Morgen mit dem Velo in die Stadt zu düsen, da es erfrischt und motiviert.
Den öV erreicht Regula am liebsten zu Fuss. Aber auch längere Strecken halten sie nicht davon ab, leichtfüssig unterwegs zu sein. Sie entgegnet sogar: «Es tut mir gut und ich bleibe körperlich und mental fit». Wenn Regula sperrige und schwere Lasten zum Transportieren hat, denkt sie zwar an Räder – aber an die Räder ihres Einkaufstrolleys, der natürlich vollkommen fossilfrei unterwegs ist. Zu Fuss gehen ist für Regula meist die erste Wahl.
Als Mami von vier Kindern und einem Pflegekind, Initiantin von «Hauszeit mit Herz» und Yogalehrerin weiss Sévérine, wie man Kraft tankt. Deshalb ist sie am liebsten mit dem eigenen Velo unterwegs. «Ich geniesse dabei die Natur und die Stille und komme bei viel Verkehr erst noch schneller vorwärts», sagt Sévérine und freut sich. Auch im öV kann die Surseerin abschalten. Während Bus- und Zugfahrten nutzt sie die Zeit zum Lesen eines guten Buches.
Um ein eigenes Auto möchte sich Sévérine nicht kümmern. Stattdessen nutzt sie bereits seit über 25 Jahren Car-Sharing: «Meine erste Car-Sharing-Fahrt war als Studentin. Schon damals stand eine ganze Flotte zur Auswahl – vom Kleinwagen bis zum roten Porsche.»
Matthias Grösch lebt in der Stadt Luzern und arbeitet als Projektleiter in Eschenbach. Seinen Arbeitsweg legt er gerne mit dem Velo zurück, er geniesst den Weg entlang der Reuss. So umfährt er geschickt Verkehrsstaus: «Oft ist man deshalb ähnlich schnell wie mit dem Auto», sagt er. Trotzdem besitzt er eines: Am Wochenende ist er als Fussballtrainer einer Jugendmannschaft tätig und ist mit Material und Spielern in der ganzen Zentralschweiz unterwegs.
Matthias merkte, dass sein Tesla mehr auf dem Parkplatz stand, als er damit gefahren ist. Deshalb hat er sich entschieden, sein Auto mit der App «2em» zu vermieten. «Privat, einfach so, hätte ich das Auto nie selbst vermietet», gibt er zu. Aber die Tatsache, dass die Plattform die Haftungsfragen regelt, gäbe ihm die notwendige Sicherheit.
Karl Heinz Odermatt wohnt mit seiner Frau in Rain. Beruflich ist er für den «Anzeiger Michelsamt» als Journalist und Fotograf unterwegs. Dafür sei ein eigenes Auto zwar oft unerlässlich, erzählt uns Karl Heinz. Doch das hält ihn nicht davon ab, alle möglichen Mobilitätsformen zu kombinieren und so oft wie möglich Park & Ride-Angebote zu nutzen. «Im ÖV trifft man die interessanteren Leute als im Auto», meint er schmunzelnd.
Stefan Oberer arbeitet beim Kanton Luzern, wo er für die kantonale Velostrategie zuständig ist. Es verwundert daher wenig, dass er auch in seiner Freizeit gerne auf dem Sattel sitzt. Doch muss für ihn nicht jede Strecke nur mit dem Velo zurückgelegt werden: Am liebsten setzt Stefan auf kombinierte Mobilität mit Zug und Velo. «Mit dem Velo brauche ich 10 Minuten zum Bahnhof, danach kann ich gut eine halbe Stunde im Zug entspannen», erzählt uns Stefan von seinem Arbeitsweg. Das Velo stelle er am Bahnhof aber nicht ab, sondern nehme es mit in den Zug. Vom Zielbahnhof aus müsse er nur noch kurz weiterradeln und schon sei er im Büro.
Mariangela Hardt arbeitet seit 20 Jahren bei der LUKB, seit 2017 ist sie Mutter. Nach der Geburt ihres Sohnes wollte sie Geld sparen und verkaufte das eigene Auto. Sie wohnen im Zentrum der Stadt, wenn sie ein Auto brauchte, dann mietete sie einfach eins. «Die Fahrt mit einem E-Auto hat mir besonders gut gefallen, das Fahren ist wie ein Gleiten», erzählt sie uns von ihrem liebsten Car-Sharing-Erlebnis. «Natürlich gefällt mir daran auch, dass die Umwelt weniger belastet wird.» Das zählt für alle Car-Sharing-Angebote, denn dazu gehört auch, einen persönlichen Beitrag zur Verkehrsreduktion zu leisten.
Als er 18 Jahre alt wurde, gab Jürg Inderbitzin sein Geld lieber für eine Occasions-Vespa als für einen Fahrlehrer aus. Und bei zwei Rädern blieb es dann. Zumindest, was den Besitz angeht – wenn er ein Auto fährt, dann eines aus Car-Sharing. «Ich buchte zum ersten Mal ein Car-Sharing-Auto, um meine Partnerin spätnachts am Bahnhof abzuholen», erzählt uns Jürg. «Etwas unsicher und nervös war ich schon, ob sich die Türen dann tatsächlich öffnen lassen und alles funktioniert. So machte ich mich eine halbe Stunde zu früh auf den Weg. Als wir dann am Bahnhof wieder losfahren wollten, ging nichts mehr.» Das Fahrzeug hatte sich, weil es lange stillstand, selbst abgemeldet. Nach kurzem Überlegen meldete er sich erneut an und die Fahrt ging weiter.
Andreas Merz ist Projektleiter Mobilität bei der Albert Koechlin Stiftung, wo er für das Projekt «clever unterwegs» zuständig ist. Er setzt sich jedoch nicht nur beruflich, sondern auch privat mit nachhaltiger Mobilität auseinander. «Mobilität interessiert mich, weil sie einen grossen Einfluss auf die Umwelt und Lebensqualität hat», erzählt er uns. Nachhaltige Mobilität lebe er nicht nur aus Überzeugung, sagt er. Auch rational begründet sei es die richtige Wahl: «Richtig gestaltete Mobilität ist praktischer, effizienter, günstiger und oft auch schneller.» Privat kombiniert er darum auch alle erdenklichen Mobilitätsformen. Das Velo nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, weil es sich effizient mit anderen Verkehrsmitteln kombinieren lässt.
Flavia Jecklins Arbeitstag beginnt oft mit einem kleinen Rundgang auf ihrer Terrasse. An anderen Tagen startet sie den Morgen mit Yoga oder einfach mit einer guten Tasse Kaffee. Homeoffice macht vieles möglich; auch eine Reduktion der eigenen Mobilität. «Ich geniesse die Flexibilität bei der Tagesplanung. Man kann dort arbeiten, wo man sich am wohlsten fühlt, insbesondere wenn man viel Denkarbeit leisten muss oder liest», sagt Flavia. Sie schätze es sehr, je nach Tagesform auch gezielte Pausen einbauen zu können.
Marcel Perren ist Direktor der Luzern Tourismus AG. Er bewegt sich gerne draussen, ob in den Bergen oder auf dem Golfplatz. Seinen Arbeitsweg bestreitet er morgens meist mit dem Bus und abends am liebsten zu Fuss. «Es macht mich robuster und mental freier, um meinen komplexen Arbeitsalltag gut zu meistern», sagt er. Das Zu-Fuss-Gehen öffne den Raum für Begegnungen und Beobachtungen. So traf der Walliser kurz nach seinem Umzug in die Zentralschweiz am Ende seiner Jogging-Runde auf seinen Vorgänger. «Er rief mir zu, ich solle doch kurz auf eine Runde mitkommen. Natürlich wollte ich mir keine Blösse geben, kehrte um und lief mit. An jenem Abend war ich ziemlich geschafft!»
David Schwarzentruber fährt E-Bike, wann immer möglich. Zur Arbeit, zur Musikprobe, zu Sitzungen, bei Regen und bei Sonnenschein. Einen Fahrplan oder das Einrechnen von stockendem Verkehr braucht er nicht: Mit seinem wendigen E-Bike umfährt er diese galant. Seit Februar 2022 ist er auf dem motorisierten Zweirad unterwegs, eines seiner zwei Autos hat er inzwischen verkauft. Obwohl David sonst ein geselliger Mensch ist, meidet er den öffentlichen Verkehr. Viel lieber geniesst er den belebenden Wind, der ihm auf dem E-Bike entgegenweht. «Die frische Luft vor und nach der Arbeit tut gut, man ist mit den Gedanken in der Natur», erzählt er.
Frieda Fölmli ist theoretisch Rentnerin, arbeitet aber in kleinem Pensum noch in einem Schuhcafé. Sie geniesst den Kontakt mit den Menschen, die sie zum Teil auch noch von ihrem eigenen Geschäft kennt. Früher besass sie noch selbst ein Auto, heute nutzt sie das Car-Sharing-Angebot einer Garage in ihrer Nähe. «Ich fand es schon länger unnötig, ein eigenes Auto zu haben. Aber mit dem Geschäft und teilweise notwendigen Fahrten mit meinen betagten Eltern war es einfach praktisch, eines griffbereit zu haben», erzählt sie uns. «Als das Car-Sharing der Garage Schärli Bossert AG Formen annahm, war der Fall für mich sofort klar.»
Über 50 Jahre ist es her, seit Josef (Sepp) Schmidli Velofahren gelernt hat – von seinen Eltern, so wie viele von uns. Auch heute noch fährt er gern, viel und schnell Rennvelo. Egal, ob der Reuss entlang oder gleich von Emmen bis nach Hamburg. Einmal angeschafft, sei ein Velo das günstigste Verkehrsmittel, sagt Sepp. Das Finanzielle sei aber bei weitem nicht der einzige Vorteil: Er geniesst, dass mit dem regelmässigen Radfahren auch eine bessere Fitness einhergeht.
Die vierköpfige Familie Fasel ist gerne unterwegs. Ihre Mobilität gestalten sie vielfältig: In der Stadt trampen sie gerne in die Pedale, für weitere Strecken setzen sie auf öffentliche Verkehrsmittel. Ihr eigenes Auto mit Gas-Antrieb vermieten sie ab und zu. «Wir besitzen ein Auto, das wir auf einer Autovermiet-Plattform teilen – mit Freunden wie auch Fremden», erzählt uns Evelyn Fasel. Es sei ihnen wichtig, dass das Auto nicht nur leer rumstehe. Mehrmals jährlich werde es ausgeliehen, für ein Wochenende oder noch länger.
Wohnen in der Stadt, Arbeiten auf dem Land: Für Alin Zürcher ist das genau die richtige Mischung. Zu ihrem Job als Primarlehrerin in Neuenkirch pendelt sie täglich mit dem Postauto aus der Stadt Luzern heraus. Auf dem Weg geniesst sie die vorbeiziehende Landschaft, ein gutes Buch oder Gespräche mit Arbeitskolleg:innen. Während sie im Postauto «aufstartet», beantwortet sie gerne Nachrichten oder liest etwas. «Am Morgen verlasse ich meine Wohnung mit einem hausgemachten Coffee-to-go; immer auf die Minute genau, denn auf der Hinfahrt ist das Postauto sehr pünktlich», erzählt sie uns. Auf der Rückfahrt sei das nicht immer der Fall; der Feierabendverkehr wirke sich auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel aus.